Neue Dezernentin Gesundheit, Ordnung und Bevölkerungsschutz
„Ein wenig Vorsorge täte allen gut“
„In ‚Friedenszeiten‘ den Kreis so aufstellen, dass wir nicht mit der Wimper zucken, wenn Kyrill oder ein flächendeckender Stromausfall kommen.“ Dr. Angela Lißner, neue Dezernentin Ordnung, Gesundheit und Bevölkerungsschutz beim Kreis Gütersloh, nennt eines ihrer Ziele im neuen Job. Das ist die eine der wesentlichen Aufgaben für die ich eingestellt worden bin“, erklärt die Krisenexpertin.
Landrat Sven-Georg Adenauer und die neue Dezernentin Ordnung, Gesundheit und Bevölkerungsschutz beim Kreis Gütersloh. Foto: Kreis Gütersloh
Zu ihrem Dezernat zählen die Abteilung Ordnung mit der Ausländerbehörde, die Abteilung Gesundheit – seit 2020 Mittelpunkt in der Pandemiebekämpfung im Kreis Gütersloh – und die Abteilung Bevölkerungsschutz mit dem Rettungsdienst und der Kreisleitstelle. Sie reizen auch die für sie neuen Aufgabengebiete Ordnung und Gesundheit. Dr. Lißner ist in Personalunion erste Krisenstabsleiterin, Verstärkung erhält sie „in der Dauerlage Pandemie“ – einer absolut atypischen und noch nicht dagewesenen Situation – durch zwei Stellvertreter. Aktuell lösen sie sich alle zwei Wochen ab. Zusammen mit dem Leitungsteam, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abteilungen sowie der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen wolle sie den Kreis Gütersloh weiterentwickeln und die bewährte Arbeit in den drei Abteilungen ihres Dezernats fortsetzen, so die Juristin.
Sie habe die Möglichkeit gereizt, insbesondere – aber nicht nur – auf dem Gebiet des Katastrophenschutzes, des Schutzes der Bevölkerung auf Kreisebene präventiv zu wirken. „Regional ist man dichter als bei Bund oder Land am Geschehen, näher dran an den Menschen und ihren Hilfs- und Unterstützungsbedarfen.“ Auch die Zusammenstellung des Dezernats habe sie als gute Mischung empfunden. Personalangelegenheiten und der Katastrophenschutz haben sie ihr ganzes Berufsleben über begleitet, zuletzt war sie vom Land Niedersachsen an das Bundesinnenministerium abgeordnet als Referentin für Krisenmanagement im EU-Kontext. Die nicht-polizeiliche Gefahrenabwehr ist ein weites Feld. „Es geht nicht nur darum, dass alle Serviceeinheiten der Verwaltung über die Feuerwehr bis zu den Hilfsorganisationen wissen was sie tun müssen, auch die Bürgerinnen und Bürger müssen dafür sensibilisiert werden, sich gut aufzustellen. Die Menschen können viel tun, um sich selbst vorzubereiten und nicht hilf- und machtlos in einer schwierigen Situation dazustehen. Es gibt seriöses Informationsmaterial auf den Seiten des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Was ist mit Batterien für das Radio, die Taschenlampe? Was mit haltbaren Vorräten, Kerzen? Vorsorge mit Augenmaß betreiben ohne Weltuntergangsszenarien heraufzubeschwören, so Dr. Lißner. Aber ein wenig Vorsorge täte allen gut. Auch daran will sie arbeiten. Man müsse dafür kein ‚Prepper‘ im speziellen Sinn des Wortes sein. Als ‚Prepper‘ bezeichnet man die sehr heterogene Szene, die die Vorbereitung auf eine wie auch immer geartete Katastrophe häufig auf die Spitze treiben – etwa mit massenhaften Vorräten an verschiedenen Orten, Erdbunkern und dergleichen.
In der Coronapandemie in den Job als Dezernentin und Krisenstabsleitung einzusteigen sei eine Herausforderung. Das Besondere in der Pandemie sei, dass man nicht mehr vor die Lage komme, wie es im Krisenjargon immer heißt. „Die Situation ist so dynamisch, man kann nur reagieren.“ Aber die Strukturen der Kreisverwaltung seien ein bewährtes und solides Fundament und ihre Einarbeitung werde sehr unterstützt. Bei einem Stromausfall dagegen ziehe man bestenfalls Konzepte aus der Schublade, die bewährt und geübt seien, aber auch hier gäbe es Varianten, die extrem herausfordernd seien und die Vorstellung über das, was denkbar sei, übersteigen können.
„Warm, sicher, sauber, satt – der Satz gilt immer, wenn es darum geht Menschen im Notfall, im Extremfall zu versorgen und ist die Aufgabe der Daseinsvorsorge im Krisenfall“, so Dr. Lißner. Egal, ob man ein großes Wohngebäude evakuieren muss oder eine große Menge an Geflüchteten zu versorgen habe. Zu Lißners langjährigem Erfahrungsschatz gehört es auch, dass die Vorbereitung auf den Tag X schwierig ist. „Das Problem ist, in Friedenszeiten interessiert sich niemand für die Vorsorge. Gefahren scheinen weit weg. “ Dass die Aufmerksamkeit bleibt, gehört auch zu ihren Aufgaben.
Dr. Angela Lißner ist verheiratet, Mutter einer erwachsenen Tochter und wohnt in Wallenhorst (Landkreis Osnabrück).
Zum Thema: Berufliche Erfahrung Von 2015 bis 2020 war Dr. Angela Lißner Leiterin des Amts für Brand- und Katastrophenschutz unter dem Dach der Polizeidirektion Osnabrück. In dieser Funktion übte sie mit ihrem Team auch die Fachaufsicht im Katastrophenschutz für sechs Kreise und zwei kreisfreie Städte in Niedersachsen aus. Knapp acht Jahre war Dr. Lißner zuvor Leiterin des Personaldezernats der Polizeidirektion mit einem Team von rund 35 Mitarbeitenden und davor Mitglied des Aufbaustabs der neu gegründeten Polizeidirektion. Nach ihrem Wechsel 2004 zur Polizeidirektion Osnabrück war Dr. Lißner dort bereits für den Aufbau der erstmals dort eingerichteten nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr zuständig: Brand- und Katastrophenschutz, Zivilschutz, Stabsleitung im Krisenfall und entsprechendes Krisenmanagement zur Unterstützung der Landkreise und kreisfreien Städte. Frühere Stationen absolvierte die Volljuristin bei der Bezirksregierung in den Bereichen Personal, Schulaufsicht und Kommunalaufsicht, für ein Jahr leitete sie ferner das Rechtsamt des Landkreises Cloppenburg.
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